Die Geschichte der Kaufleute Backenköhler - seit über 100 Jahren in Esens
1921
Mein Ur-Großvater Karl Backenköhler erlernte nach dem Schulabschluss 1908 den Beruf des Drogisten, der auf Grund der Nähe zu chemischen Produkten auch Teile der Fotografie enthält. Nach dem ersten Weltkrieg lerne er seine zukünftige Frau Erna kennen, die älteste Tochter Käthe kam 1919 zur Welt.
1921 kam die junge Familie nach Esens, wo Karl am 03.10.1921 seine Medizinal-Drogerie in der Butterstraße 35 eröffnete. Zum Sortiment gehörten verschiedene Produkte, die in Apotheken auch verkauft wurden sowie allerhand Pflegeprodukte und Farben, Lacke sowie Schädlingsgifte.
Mit Ablegen der Giftprüfung war auch die Möglichkeit gegeben, die notwendigen Chemikalien zur Fotografie zur verkaufen und ein weiterer Geschäftszweig entstand.
1924
Kurz nach der Eröffnung wurde die zweite Tochter Elfriede „Tante Tussi“ geboren, die zwei Söhne Karl und Hans erblickten 1924 und 1928 das Licht der Welt.
Alle vier sind groß und stark geworden, das mag auch an dem Köstritzer Schwarzbier gelegen haben, dass im Sortiment der Drogerie vertreten war und auch für Kinder empfohlen wurde!
1932
1932 erfolgte der Umzug in die Steinstraße 6,
welches 1941 von meiner Urgroßmutter Erna gekauft wurde und sich bis heute in Familienbesitz befindet.Die Medizinal-Drogerie wurde nun auch als
Fotohaus Backenköhler beworben,
zwischen Seifen für 15 Pfennig, Christbaumschmuck und Farben und Lacken gab es Fotoapparate und die Einladung zu kostenlosen Fotounterricht,
alles in allem ein sehr vielschichtiges Angebot!
1938
In den Kriegsjahren betrieben Karl und Erna die Kantine des Marine-Ausbildungslagers in Sterbur (heute Ostlandsiedlung), parallel lief der Verkauf in der Steinstraße weiter. Die vier Kinder halfen mit, so dass die Familie diese Jahre gut überstand.
1949
Nach dem Krieg musste sich Karl einem Entnazifizierungsverfahren stellen,
welches Anfang 1949 eingestellt wurde.
Von 1947 bis 1954 führte der Apotheker Ewald Höhne die Drogerie,
Karl und Erna hatten an ihn verpachtet.
1952 stieg Karl wieder ein und übernahm 1954 die Drogerie wieder auf seinen Namen.
1953
1953 stieg mein Opa Hans ganz in den Betrieb mit ein. Er hatte eine vielseitige Berufserfahrung zum Fußpfleger, Bäcker, Verkäufer, Filmvorführer und Zinkzieher durchlebt und kam mit seiner Frau Lilo 1950 ganz nach Esens. Die drei Kinder Bernd, Ute und Britta arbeiteten nach Möglichkeit im elterlichen Betrieb mit. Hans bekleidete Ehrenämter in der Volksbank im Aufsichtsrat, im Vorstand des Kurvereins, er war Gründungsmitglied der AEU. Geschichte scheint sich zu wiederholen, ich bin heute in allen drei Gremien aktiv!
1965
1965 wurde ein großer Schritt zur Modernisierung des Gebäudes getan. Hinter dem Altbau an der Steinstraße entstand ein moderner Anbau, der im Erdgeschoß die Geschäftsräume erweiterte und im Obergeschoß der fünf-köpfigen Familie Raum zum Leben gab.
Allerdings waren die Sorgen um den Neubau und die Umstände groß, wie ein Auszug aus dem Tagebuch meiner Urgroßmutter belegt: Am Donnerstag erhielt ich die erste Rechnung von Kebel über 20.000 DM. Ich war dann gleich zur Bank und die hat den Betrag sofort angewiesen. Auf der Volksbank sind sie sehr hilfsbereit und entgegenkommend.Manchmal überkommt mich Sorge, dass wir alles schaffen, aber mit viel Arbeit und Genügsamkeit werden es Hansi und Lilo schon schaffen, wenn man erst alles wieder in Ordnung ist! Das Wetter spielte auch nicht immer mit: Ach du liebe Zeit, war das eine Not! Die ganze Giebelwand offen und dann Süd-West-Sturm! Mit Segel und Plastikplanen haben sie ja alles dicht gemacht, aber Angst hatten wir doch, dass nun das letzte bisschen noch davon flog! Und im Laden regnete es durch…
1966 übernahm Hans dann die Firma von Karl, die Urgroßeltern gingen in den wohlverdienten Ruhestand.
1966
Mit dem Erweiterungsbau entstand das modernste Fotolabor in Ostfriesland!
Es hieß nicht umsonst:
Fotosachen lass Backenköhler machen!
Lilo kümmerte sich um den Drogerieteil, Hans lag die Fotografie sehr am Herzen.
Er dokumentierte die Geschehnisse in Esens und umzu, unzählige Hochzeiten, Familienfeste und Konfirmationen wurden auf Celluloid gebannt.
1971
Als ausgefallene Werbe-Aktion gab es die Gelegenheit, sich mit zwei Tigerbabys fotografieren zu lassen! Das Hobby der Familie, die Aquaristik, sowie die Liebe zum Tier wurde als weiterer Geschäftszweig entdeckt, bald gab es auch Tiernahrung und die ersten Aquarien im Laden.
Zum 50jähren Jubiläum der Firma gab es für jeden Kunden einen Goldfisch!
Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit – Haben kommt von Halten ;-) habe ich die Styroporverpackungen der Aquarien und Fischlieferungen Anfang 2001 wiedergefunden – als Dämmmaterial im Dachgeschoß hinter der Vertäfelung.
1988
1988 hat dann mein Vater Bernd die Geschicke des Unternehmens übernommen und meine Großeltern Hans und Lilo gingen in den Ruhestand.
Mein Vater hat die Drogerie ausverkauft um sich ganz auf die Fotografie konzentrieren zu können. Als Fotografenmeister, Fotoreporter der Nordwestzeitung und als Kripomitarbeiter im Erkennungsdienst in Aurich war das der logische Schritt.
1990
1990 erkannte er die Zeichen der Zeit, der Tourismus war gut in Fahrt, und startete einen Versuch mit einem Teegeschäft in der Steinstraße 16, ehemals Bäckerei Jaspers/Wäscherei Wüsteney. Er hatte im Vorfeld die alte Ladeneinrichtung von Tabak Thomßen erworben und diese als Ladenbau wiederverwendet. Das machte den Charme des kleinen Teegeschäfts aus.
Die Einrichtung wurde später von uns überarbeitet, erweitert und steht heute im Laden in der Steinstraße 4.
Das ostfriesische Teehaus hatte guten Erfolg und weitere Filialen in Neuharlingersiel, Bensersiel, Dornumersiel und Norderney sollten folgen.
1998
Die Fotografie wurde Ende der 90-er Jahre immer digitaler und so entschied sich Bernd, 1998 das Fotogeschäft aufzugeben und sich ganz auf den Teehandel zu konzentrieren.
Ich war 1998 im Studium, welches ich 1999 aufgrund der schweren Erkrankung meines Vaters leider abbrechen musste, um der Firma beizustehen.
2000 bis heute
Zum 01.01.2000 startete ich dann mit drei Filialen Esens und Neuharlingersiel und acht Kolleginnen durch. Erste Amtshandlungen waren der Ausbau des Versandgeschäfts, Etablierung des Onlinehandels - digitale Aufstellung des Betriebes, handgeschriebene Etiketten, Rechnungstellung mit der Schreibmaschine waren dann passé.
2004 übernahm ich die Filiale auf Norderney von meiner Mutter Käthe, 2007 wurde die Filiale geschlossen, meine Mutter, die weiter die Filiale geführt hatte, ging in den Ruhestand.
2009 zogen wir mit der Filiale in Neuharlingersiel zum Schöpfwerk in Mingers Gästehaus um,
2012 eröffnete ich die Filiale am Hafen in Neuharlingersiel, prompt hatten wir im Dezember nasse Füße im Laden, Sturmflut. So ist das mit einem Laden an der Hafenkante!
2013 verlegte ich den Sitz des ersten Teegeschäfts von der Steinstraße 16 an den Eingang der Fußgängerzone, ein weiterer Laden entstand daneben: das Pier No.4
2015 kam die Filiale in Norddeich dazu und als neueste Filiale
2020 die Filiale Deichkontor in Neuharlingersiel.
2021
Im Nachgang zu unserem 100-jährigem Jubiläum konnten wir drei Esenser Vereinen und Institutionen ein schönes Weihnachtsgeschenk überreichen! Anstatt uns zugedachter Geschenke zu unserem Geschäftsjubiläum haben wir unseren Gästen mitgeteilt, dass wir für Esenser Vereine etwas tun wollen. Dieses wurde gut angenommen, so dass viele
"Flach-Geschenke" zusammen kamen. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an unsere Gäste für Ihre Spendenbereitschaft! Es hat viel Spaß gemacht, mit ihnen zu Feiern.
Unser Team
Heute sind an den sieben Standorten mehr als 35 MitarbeiterInnen und Auszubildende damit beschäftigt,
Ihnen ein schönes Einkaufserlebnis zu bieten und sich um Ihre Bestellungen zu kümmern!
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in unsere mehr als 100-jährige Firmengeschichte geben!
Ihr Markus Backenköhler